Geschichte des Spandauer Schachvereins
Spandauer Schachverein 1894
30.09.1894 gegründet
Entstand 1934 aus der Fusion der Schachgesellschaft Spandau mit dem Schachklub Springer.
Spandauer Schachverein 1894
Dank an Uwe Röckendorf für die Bereitstellung des Materials, das er z.T. der 2001 erschienenen Chronik von Horst Lohroff entnahm.
Gründung der Spandauer Schachgesellschaft
Uwe Röckendorf
Kopf der Spandauer Zeitung
Letzten Sonntag wurde hier im Hotel Kaiserhof ein Schachklub gegründet, welcher sich den Namen "Schachgesellschaft Spandau" beigelegt hat.
Zum provisorischen Vorstand sind nachstehende Herren gewählt worden. Schneider als Vorsitzender, Waldow als Kassierer, Wolffram als Schriftführer.
Aus Berlin waren der Schachmeister Walbrodt und eine Anzahl Mitglieder aus verschiedenen Berliner Vereinen erschienen. Am Schluß spielte Herr Walbrodt sieben Partien gleichzeitig die er in ca. 3/4 Stunden zum Staunen der Zuschauer sämtlich gewann. Die "Schachgesellschaft Spandau" hat gute Aussichten bezüglich ihrer Lebensfähigkeit und steht zu erwarten, daß derselben sämtliche Schachfreunde Spandaus und Umgebung beitreten werden. Sobald der Verein eine große Anzahl Mitglieder erlangt hat, wird er dem Verbande der Schachvereine Berlins und Umgegend beitreten und später auch Mitglied des Deutschen Schachverbundes werden. Es befinden sich in dem jungen Verein bereits rührige Kräfte sowie starke Spieler und wird auch aus Berlin viel geschehen, um den Verein lebensfähig zu erhalten.
Am Freitag, den 5. Oktober, Abends 8 Uhr wird die Spandauer Schachgesellschaft das erste Mal tagen, hoffentlich finden sich recht viele Freunde des Schachspieles ein.
Herren, welche das Schachspiel erlernen wollen erhalten gratis Unterricht.
Mitgliederliste vom Gründungstag
Geschehen am Sonntag den 30. September 1894 (Gründungstag)
Erster Versammlungs- (Einberufungs-)Abend Freitag den 5. Oktober 1894.
Wir Unterzeichnende erklären uns bereit der Spandauer Schachgesellschaft als Mitglieder beizutreten.
Name, Stand, Wohnung
* Otto Schneider Kanzlei Vorsteher, Schürstr. 10, Vorsitzender
* Eduard Wolffram Bautechniker, Stresow Platz 17, Schriftführer
* E. Waldow Eigentümer, Bismark Str. 10, Kassierer
* Berthold Köstler Lederhändler, Charlotten Str.
* Max Lamter Kaufmann, Breitestr. 30
* G. Stamrath stud jur et ram, Charlottenstr. 15
* Herrn Dahlke , Feldstr. 15
* Fr. Schäfer Kaufmann, Havelstr. 17
* Portz Zeugfeldwebel, Feldstraße 50
* E. Benz Oberbüchsenmacher, Moltke Str. 48
* P. Kuhn Kaufmann, Hafen Platz
* D. Kerwel Proviantsamtskontrolleur, Pichelsdorferstraße 15
* Ludwig Albert jr., Kolk 10
* Dietrich Hotelier, am Bahnhof
* Berger, Joh. Hutfabrikant, Breitestr. 17
* Jurgeleit Laufrichter, Blumenstr. 2
Arbeiter-Schachklub Spandau
Uwe Röckendorf
Auszug aus "Frei Schach!", Datum unbekannt
Vorsitzender: Jean Kolzer, Spandau-Pichelsdorf, Dorfstr.11 bei Dürlich. Spiellokal: Zum Alpenfranzel, Staakener Str. 86 am Bahnhof Spandau-West. Spielabend jeden Dienstag.
Mitgliederliste vom 30.Juni 1950
* Albrecht, Georg, Seeburger 9, Kraftfahrer, 17.01.09
* Abraham, Hermann, Brüder 39, Einricnter, 05.05.01
* Anger, Kurt, Kirchhof 2, Masch.Bauer, 24.08.12
* Amend, Kurt, Pichelsdor.16, Krim.Beamt., 02.12.04
* Baron, Johann, Staak.Heer.8, Rentner, 22.06.95
* Bochskiwiez, Josef, Birken. 22, Verwa.Ang., 05.03.03
* Bärwalde, Heinz, Kol.Spekt.16, Dreher, 24.04.27
* Belke, Hans, Staaken,367/21, selbst.Kaufm., 19.03.06
* Bergemann, Reinhard, Luther 17a, Arbeiter, 02.05.07
* Bielawski, Johann, Lynar 8, Schweisser, 06.04.97
* Bischoff se., Erich, Burgwall 7, Ing., 25.12.96
* Bischoff jr., Helmut, Burgwall 7, Expident, 16.11.20
* Bockelmann, Adolf, Grafenwald.7, Verw.Ang., 01.11.07
* Borges, Friedrich, Zweibrück. 46, Ugo-Ang., 18.04.09
* Borowski, Johannes, Zeppelin.107, Expident, 10.06.93
* Buchwalder, Wilhelm, Petzoldweg 5, Verw.Ang., 27.01.97
* Daverkausen, Conrad, Aspenweg 13, Schaltmeist., 26.11.96
* Doker, Wilhelm, Chamisso 48, Arbeiter, 09.09.09
* Drescher, Franz, Földerich.44, Dreher, 31.01.03
* During, Walter, Streit. 38, Architekt, 13.07.05
* Eckstein, Reinhold, Chamisso 9, Verw.Ang., 30.04.13
* Dr.Eiselt, Edwin, Schönwalde.74, Prakt.Arzt, 24.09.18
* Etter, Wülfing, Seeburger 12, Student, 29.01.25
* Fiedler, Karl, Streit. 33d, Pol.wm., 03.08.11
* Dr.Gaul, Hansgeorg, Weissenb. 25, Prakt.Arzt, 28.12.19
* Giering, Bernhard, Schürstr.15, Student, 09.01.20
* Goerke, Erwin, Grenzst.17, Dreher, 07.03.11
* Grandlich, Bruno, Breitestr., selbst.Kaufm., 22.12.93
* Gross, Hans, Verw.Ang., Chamisso 7, 07.02.07
* Gülle, Willi, Franzstr.29, Kfm.Ang., 21.01.98
* Gutschmidt, Erwin, Radel. 51, Sattler, 16.11.25
* Haesner, Max, Iserlohner 6, Klavierlehrer, 19.02.00
* Heckel, Alfred, Mauerstr. 17, Arbeiter, 06.01.02
* Hildebrandt, Fritz, Zweibrücker 76, Bäcker, 19.12.09
* Herrmann, Erwin, Ferbliner 39b, Buchhalter, 30.11.06
* Jargow, Arthur, Riensbergstr.68, Verw.Ang., 14.04.13
* Jordan, Siegfried, Bismarck. 12, Tech.Zeichn., 29.11.26
* Kairies, Alfred, Kaiserstr., Pol.Wm., 03.06.13
* Karge, Hans, Charl.Friedb.l5, selbst.Kaufm., 24.08.93
* Kirbis, Paul, Konkordia 23, 29.03.13
* Klabunde, Bertha, Betcke 4, 11.07.12
* Knof, Paul, Elstal,Gartenstr, Zeitungsbote, 25.05.05
* König, Herbert, Franzstr.23, Kfm.Ang., 15.01.01
* Krawietz, Leonhard, Achenbach 12, Stud.Ass., 07.01.14
* Kroker, Paul, Chamisso 38, Lehrer, 21.11.05
* Kühn, Kurt, Buchenweg 9, Kfm.Ang., 18.08.03
* Kuhle, Bruno, Streitstr. 69, Tech.Zeichn., 08.08.96
* Kullmann, Jürgen, Eschenweg 84, 31.05.31
* Klöckner, Hans, Falkenhagener 34, W.Pol., 13.10.21
* Kunze, Willi, Seegefelder 90, Schornst.Feg., 14.11.05
* Laaser, Sigurd, Bayer. 29a, Schriftsetz., 07.02.32
* Lampson, Richard, Börnike, Landwirt, 06.05.98
* Leibelt, Josef, Elstaler. 1, Verw.Ang., 20.07.12
* Lohroff, Horst, Falkenhag.34, Trafo.Wickl., 01.10.25
* Longwitz, Albert, Franzstr.12, Monteur, 21.11.03
* Luger, Erwin, Neuendorf. 30, Masch.Schl., 18.10.23
* Lücke, Horst, Falk.S.Ham. 12, Werkz.Macher., 06.01.32
* Marks, Rudolf, Moltke 2, Buchhalter, 11.04.96
* Matthes, Kurt, Behnitz 7, Tischler, 25.04.12
* Mross, Paul, Bayerstr. 3b, Kfm.Ang., 11.06.10
* Müller, Karl-Heinz, Körner 9, Telefonist, 27.09.28
* Neuendorf, Fritz, Luther 3, Dreher, 02.11.01
* Nowak, Hermann, Plantage 8, Maurer, 01.07.93
* Paul, Irmgard, Moritz 12, Anwaltsgeh., 02.06.27
* Pawlak, Max, Gartenfeld.114, Kfm.Ang., 12.09.91
* Pfeiffer, Rudolf, Wegscheid.25, Rentner, 09.06.81
* Pohl, Otto-Karl, Metzer 5, Schneid.Meist., 03.12.00
* Pohl, Richard, Fichtenwg1Ol, selbst.Kfm., 20.04.96
* Razga, Paul, Staaken, selbst.Kfm., 19.10.08
* Rehfeld, Erich, Garten 9, Rentner, 15.04.00
* Reichert, Ernst, Unnaer 18, Tischler, 25.09.04
* Reimann, Werner, An der Kappe, Verw.Ang., 04.12.09
* Reinke, Klaus, Rohrdamm 48, Schüler, 15.03.32
* Rogge, Alfred, Metzer 8, Zuschneider, 22.10.94
* Rohde, Richard, Jogow 16 a, Kfm.Ang., 30.12.19
* Seeger, Otto, Franzstr. 37, Ob.Werkmstr., 21.07.90
* Seifarth, Rudolf, Blumen.11, Autosattler, 23.06.23
* Seifert, Josef, Földerich 44, Friseur, 02.03.11
* Silbermann, Robert, Kornburger 1, Ing., 28.08.13
* Springer, Heinz, Ulmenstr. 6, , 07.09.31
* Schmiedel, Walter, Luther 3, Bauarbeiter, 08.04.99
* Schmidtke, Herta, Kloster 5 a, Hausfrau, 21.10.20
* Schmidtke, Rudolf, Kloster 5 a, Melker, 30.12.19
* Schönfelder, Otto, An der Kappe, Kfm., 12.12.13
* Scholl, Franz, Wusterm. 92, Strassenbahner, 23.06.01
* Schrage, Norbert, Seeburger 12, Dienst.Anw., 27.05.31
* Schroeder, Walter, Kirchhof 32, Bäcker, 24.12.11
* Schulz, Erich, Brüderstr. 30, Gastwirt, 21.11.81
* Schulz, Werner, Schönwalder 103, Ofensetzer, 11.10.14
* Schulze, Johannes, Ferbellin.30, Verm.Ing., 25.09.98
* Schwandt, Erwin, Pichelsd. 104, Tischler, 07.07.05
* Schwartz, Klaus, Staakener 27, Gesch.Führer, 01.02.21
* Schwenzer, Erich, Str.493 1b, Zimmermann, 08.03.12
* Staewen, Werner, Petzoldw. 14, Bankangest., 26.12.9[8]
* Stachorski, Franz, Neuendorf. 72, Vertreter, 25.01.95
* Schägermeier, Wolfgang, 469 13, Klempner, 14.10.3[2]
* Schmidt, Kurt, Teltower 6, Bäckermeist., 07.11.1[2]
* Steckel, Erich, Straßburg. 28, Gew.Lehrer, 22.09.08
* Grühn, Johannes, Feldstr. 12, Lehrer, 28.12.1[6]
* Gildemeister, Fritz
* Torkel, Friedrich, Pichelsd.37, Kfm.Ang., 22.01.07
* Uhden, Gerhard, Betke 5d, Laborant, 06.09.13
* Weber, Albert, Heldstr. 39, Feinmechaniker, 17.10.2[5]
* Wendorf, Franz, Pichelsd. 92, Friseurmeister, 08.11.1[2]
* Wiese, Artur, Str.606 18, Autolackierer, 15.09.98
* Wieseke, Richard, Kornburger 30, Stadtamtm. aD, 18.01.99
Sechzig Jahre Spandauer Schachverein
Uwe Röckendorf
Zeitungsausschnitt von 1954 zum nebenstehenden Text
Die Geburtstagsfeier ist am 23. Oktober im Stadtpark-Restaurant
Daß in einem so sportbegeisterten Bezirk wie Spandau auch ein Schachverein (soweit man Schach zum Sport rechnen will) nicht fehlen darf, ist selbstverständlich. Aber daß der Spandauer Schachverein mit seinen über 100 Mitgliedern einer der größten Berliner Schachvereine ist, dürfte nicht allen bekannt sein. Er ist aber auch einer der ältesten Schachvereine überhaupt. Die Gründung erfolgte im Jahre 1894 unter dem Namen Spandauer Schachgesellschaft. Zu den Gründern gehörten die in den neunziger Jahren zu den stärksten Berliner Spielern zählenden Gebrüder Köhler. Durch diese kam auch der damals bekannte Berliner Meister Walbrodt nach Spandau und war hier einige Jahre Mitglied. Neben der Spandauer Schachgesellschaft gab es noch den Arbeiter-Schachklub, der sich später Schachklub Springer nannte. Trotzdem in beiden Vereinen starke Spieler vorhanden waren, spielte sich das Schachleben doch meistens nur intern ab, nach außen trat man wenig in Erscheinung. Erst als später auch die Schachvereine in Verbände zusammengefaßt wurden, wurde das Schachleben reger. Bei allen größeren Veranstaltungen war Spandau vertreten. Wenn es auch nicht zu Meisterehren reichte, so wurden doch gute Achtungserfolge erzielt. Die Namen Köhler, Seeger, Schettler und Mroß waren keine unbekannten auf brandenburgischen und deutschen Schachkongressen.
Nachdem das Schachleben durch die Ereignisse der letzten Kriegsjahre einen nicht vermeidbaren Stillstand erreichte, sammelten sich nach dem Zusammenbruch Spieler beider Vereine und bildeten zur Förderung des Schachs in Spandau den jetzigen Spandauer Schachverein, um den sich nach der Gründung die Schachfreunde Heckel, Eckstein, Groß und Pawlak ganz besondere Verdienste erwarben.
Von den z. Z. stärksten Spielern seien besonders Silbermann, Mroß und Karge genannt, die sich im letzten Jahr bei den Verbandsmeisterschaften und anderen Verbandsveranstaltungen besonders auszeichneten. Von den Frauen ist besonders Frau Klabunde zu erwähnen, die 1951 die Berliner Frauenmeisterschaft gewann und seitdem zu allen größeren Veranstaltungen herangezogen wird. Im Verein sind alle Jahrgänge vertreten. 15 Mitglieder gehören dem Verein schon über 25 Jahre an.
Männer, Frauen und Jugendliche sind jeden Dienstag und Donnerstag im großen Schachsaal in der Sporthalle Neuendorfer Straße beim Schachspiel versammelt. Nach Beendigung der Turniere kommt auch die Geselligkeit bei der Preisverteilung zu ihrem Recht. Die Feier des 60jährigen Bestehens findet am 23. Oktober im Stadtpark-Restaurant statt.
1961: Spandauer Schachverein mit frischen Impulsen
Uwe Röckendorf
Faksimile des Zeitungsausschnitts vom 5. Februar 1961
Spielbetrieb in interessantem Rahmen
Berlin (egz-Eigenbericht). Berlins Schachspieler gehören korporativ dem Berliner Dachsportverband an. Da hört man oft die Frage: Was haben denn Schachspieler mit Sport zu tun? Im eigentlichen Sinn des Sports nichts. Starke Muskeln und schnelle Beine sind nicht gefragt. Aber es ist doch ein Spiel, ein Spiel scharf geschliffenen Geistes. Und so ist es doch ein Sport im weiteren Sinne des Begriffs.
Natürlich haben sich auch in Spandau Schachspieler längst in einem Verein zusammengefunden. Sein Name ist geläufig: Spandauer Schachverein. Man nennt sich in Anlehnung an die große, lokale Fußballkonkurrenz gern auch SSV.
Was tut sich in diesem — SSV? Natürlich; es wird Schach gespielt. Aber wie, in welchem Rahmen, mit welchen Zielen? Dazu der erste Vereinsvorsitzende, R. Wilke:
"Als ein dem Berliner Schachverband angeschlossener Verein nehmen wir an der Berliner Meisterschaft teil. Innerhalb des Vereins ermitteln wir in einem Winterturnier unseren Einzelmeister. Pokalwettkämpfe, Blitzturniere, Preisturniere, Simultanvorstellungen und vor allem natürlich die Ausbildung neuer Mitglieder und schließlich deren Förderung sind der Inhalt unserer Spielabende."
HF
Spielabend beim Spandauer Schachverein
Dem Verein gehören gegenwärtig rund 60 Mitglieder an. Sie sind, ihrem Können entsprechend, in Leistungsklassen eingestuft. Der Anfänger braucht also keine Angst zu haben, nur Niederlagen zu beziehen. Er spielt eben, jedenfalls zunächst, auch mit Anfängern zusammen. In den Leistungsklassen geht es um Punkte, deren Zahl über Auf- und Abstieg entscheiden. Man sieht: ein recht interessanter Rahmen.
HF
Der Spandauer Schachverein ist bestrebt, sein Wirken auf eine größere Ebene zu stellen. Vorsitzender Wilke:
"Wir möchten unsere Herrenklassen erweitern. Das eröffnet dem Spielbetrieb ungeahnte Möglichkeiten, die schließlich jedem einzelnen Schachfreund wieder zugutekommen. Daneben möchte wir eine Damen- und eine Jugendabteilung einrichten. Schachfreudige Damen haben bei uns ein großes Vorbild. Frau Bertha Klabunde aus unserem Verein war im Jahre 1957 Berliner Meisterin. Alle Neulinge bekommen durch erfahrene Spieler an Demonstrationsbrettern Anleitungen. Weitere Förderungen sind auf Verbandsebene gegeben."
Aus dem Spandauer Schachverein sind bekannte Spieler hervorgegangen. M. Schöttler wurde nach seiner Auswanderung Meister von Pensylvannia (USA) und Otto Seeger wurde nach seiner Übersiedlung nach Worms dortiger Stadtmeister. Robert Silbermann, Spieler der Berliner Spitzenklasse gehörte längere Zeit dem Spandauer Schachverein an.
In der gegenwärtigen Vereinsmeisterschaft machen in der Liga, der höchsten Spielklasse, die Schachfreunde Springer, Eifler und Anklam die besten Titelaussichten geltend. In den übrigen Klassen ist die Lage noch völlig offen.
Sein Heim hat der Spandauer Schachverein in altehrwürdiger Umgebung. Wo einst Könige promenierten, huldigt er dem königlichen Spiel: auf dem Zitadellengelände. Genauer: im Saal des dortigen Kasinos. An jedem Freitag von 19 bis 24 Uhr ist Spielabend. Vorsitzender Wilke:
"Interessenten sind gern gesehen. Wir stehen zu jeder Auskunft bereit."
September 1969: Aus den Vereinen
Uwe Röckendorf
Zeitungsausschnitt vom 27.September 1969 zum nebenstehenden Text
Rüstiger 75jähriger
Auf sein 75jähriges Bestehen kann jetzt der Spandauer Schachverein 1894 e. V. zurückblicken. Das Jubiläum wird an diesem Wochenende mit Wettkämpfen und einem Ball im Schützenhof Hakenfelde gefeiert.
Am 30. September sind es genau 75 Jahre her, daß im Hotel Kaiserhof in Spandau ein Schachklub gegründet wurde. Man gab ihm den Namen "Spandauer Schachgesellschaft". In den ersten Vorstand des Vereins wurden Otto Schneider als 1. Vorsitzender, Albert Ludewig jun. als 2. Vorsitzender, A. Waldow als Kassierer und Eduard Wolffram als Schriftführer gewählt. Zur Gründungsfeier waren aus Berlin der Schachmeister Walbrodt und zahlreiche prominente Vertreter verschiedener Berliner Schachvereine in die Havelstadt gekommen.
Der Krieg beeinträchtigte wie überall die Vereinstätigkeit. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde die Schachtradition in Spandau u.a. von den Herren Fritz Borges, Reinhold Eckstein, Hans Groß und Alfred Heckel wiederaufgenommen. Der Klub nannte sich nun Spandauer Schachverein e. V. 1894. Die Namen der Spandauer Schachspieler erhielten über Berlin hinaus wieder einen guten Klang, und auf Einladung des Vereins kamen Schachweltmeister und -großmeister zu Veranstaltungen nach Spandau.
Zum Wettkampf anläßlich seines Jubiläums hat der Spandauer Schachverein zur Zeit Gäste aus Holland und Siegen, und zehn Mannschaften aus Berliner Vereinen wurden eingeladen. Die gestern begonnenen Wettkämpfe werden heute im Schützenhof fortgesetzt. Gleichzeitig werden die beiden internationalen Meister Teschner und Hecht an je 20 Brettern eine Simultanvorstellung geben. Gäste (bei freiem Eintritt!) sind willkommen. Im Anschluß an die Wettkämpfe findet heute um 20 Uhr der Jubiläumsball im Schützenhof statt.
100 Jahre Spandauer Schachverein im Jahr 1994
Uwe Röckendorf
Jubiläum 1994 - 100 Jahre Verein - 25 Jahre Spiellokal Spandauer Bock
Am 30.September 1894 wurde die Spandauer Schachgesellschaft im Hotel Kaiserhof gegründet.
Großen Anteil nicht nur im Spandauer sondern auch im Berliner Schachsport hatten die Brüder Köhler und der international bekannte Meister Walbrodt.
In den Jahren nach dem ersten Weltkrieg wurden zahlreiche Verbands- und auch Vergleichs-Wettkämpfe mit den Städten Eberswalde, Rathenow, Fürstenwalde und Wittenberge ausgetragen, wobei die Spandauer Spieler immer gute Resultate erzielen konnten.
1934 fusionierten die Schachgesellscheft mit dem Schachklub Springer zum Spandauer Schachverein.
Gleich nach dem Kriegsende 1945 waren Vereine nicht zugelassen. Es entstanden sogenannte kommunale Schachgruppen - im Raum Spandau: Altstadt, Hakenfelde, Wilhelmstadt, Staaken, Haselhorst, Siemensstadt - unter der Firmierung Sportamt-Spandau-Schachsparte. Diese Gruppen lösten sich nach Zulassung von Privatvereinen wieder auf. 1946 wurde der Verein von den Herren Borges, Goepel, Eckstein, Groß und Heckel wiedergegründet, Vorsitzender wurde Eckstein, die Spielleitung übernahm Heckel.
1946 wurde der Verein von den Herren Borges, Goepel, Eckstein, Groß und Heckel wieder gegründet, Vorsitzender wurde Eckstein, die Spielleitung übernahm Heckel.
1951 übernahm Max Pawlak die Leitung des Vereins, für sein langjähriges Wirken auch im Berliner Schachverband, war er unter den vom Bezirksamt geehrten Sportlern.
Mit über 90 Mitgliedern, die an Vereinsturnieren teilnahmen sowie 5 Mannschaften á 10 Spieler war der Spandauer Schachverein auch einer der größten in Berlin, mit den Spielern Paul Mross (Deutscher und Berliner Meister) und Robert Silbermann auch einer der spielstärksten.
Auch einige Damen beteiligten sich an den einzelnen Turnieren. Bertha Klabunde (Schwester von Albert Longwitz) war 1951 Berliner Meister im Damenturnier, 1952 erreichte Sie den 2.Platz. Bei den Deutschen Meisterschpften der Damen wurde sie 5., bei 16 Teilnehmern.
1954 wurde des 6Ojährige Jubiläum in den Seitz-Festsälen (in der Schützenstraße) verbunden mit einer Siegerehrung und einigen Darbietungen von Künstlern mit anschließendem Ball gefeiert, Sponsor war der Schachfreund Grandlich (Herren Bekleidung).
1969 beim 75jährigen Jubiläum wurden Wettkämpfe mit Siegen, Veendam (Holland) und 10 Berliner Vereinen ausgetragen, außerdem spielten die internationalen Meister Teschner und Hecht an je 20 Brettern Simultan, der Jubiläumsball fand im Schützenhof in der Niederneuendorfer Allee statt. (...)
Sehr beliebt waren die Vergleichskämpfe mit dem Schachklub Weiße Dame, die Himmelfahrt ausgetragen wurden. Ebenso das Blitzturnier im Bürgersaal im Rathaus, welches am Bußtag ausgetragen wurde, gespielt wurde an 10 Brettern, beteiligt waren außer dem Spandauer-Schachverein welcher auch mit 2 Mannschaften spielte, die Vereine Siemens, Eckbauer, Turm, Tegel, Hertha 06 und Humboldt-Wedding. Leider sind beide Turniere später nicht weiter geführt worden.
Freundschaftliche Verbindungen bestanden außer mit Siegen und Veendam noch mit den Hamburger-Schachfreunden. Interessant sind im Rückblick die Stationen der Spiellokale. Die Schachgesellschaft spielte unter anderem im Turmzimmer im Rathaus. Nach dem Kriege 1945 war das erste Spiellokal in der Klosterstraße Ecke Brunsbütteler Damm, dann folgten Lynarstraße 40, Türkisches Zelt in der Bismarckstraße, S.S.V. Kasino in der Neuendorferstraße, Jägerhäuschen in der Lynarstraße, Sportkasino Wegscheiderstraße, Bruno-Gehrke-Halle, Zitadelle, Kantine im Rathaus und ab 1969 im Spandauer Bock.
1977 kam es zu Unstimmigkeiten im Verein wegen des Spiellokals, trotz Warnung einiger älterer Mitglieder, kam es dann doch zum Umzug in die ungemütlichen Räume der Zitadelle, dieses führte zur Spaltung des Vereins und Gründung des Schachklubs Zitadelle. Die kurze Abwesenheit vom Bock wurde zur Renovierung des Spiellokals genutzt. Die Beleuchtung wurde erneuert, Lecke und Wände gestrichen. Hauptbeteiligt waren die Schachfreunde Stackemann, Schulz, Seidel und Grimm, Frau Mielenz sorgte für die Sauberkeit. Die Materialen wurden vom Wirt gestellt.
Gegenwart und Zukunft
Im Jahr 2021 zog der Spandauer Schachverein aus dem Spandauer Bock um in Räume der Ev. Weinbergkirchengemeinde an der Laurentiuskirche, Heerstraße 367, 13593 Berlin. Hier wird es (anders als in der Kneipe bisher) zukünftig möglich sein, Jugendarbeit auf die Beine zu stellen. Wir hoffen, dass der Verein durch den Umzug neuen Aufschwung bekommt, nachdem er sich in den vergangenen Jahren kaum entwickeln konnte. Einige neue Mitglieder konnten wir in der kurzen Zeit erfreulicherweise schon dazugewinnen. Wir sind gespannt, was die Zukunft bringt!